Ausgangspunkt meiner Arbeit ist der Text, „le rire de la Méduse „, der französischen Philosophin Hélène Cixous. Er hat mich inhaltlich herausgefordert und begleitet auf der Suche nach dem unerklärlichen Geheimnis der Medusa und dem Entwickeln dieser Skulptur. Ähnlich dem Schreiben, das aus einem Ansammeln von vielen Zeichen entsteht und dadurch erst inhaltlich und formal zu einem vielschichtigen Ganzen wird, reihte ich unzählige, gestülpte, in sich verkehrte Handschuhe aneinander. So entwickelte sich diese mehr oder weniger radialsymmetrische Form.
Lachen ist ansteckend, es überträgt sich, es geht auf andere über, setzt sich fort und breitet sich aus. Wo ist hier Aussen, wo Innen, wo Vorder- und wo Rückseite? Im Hinterkopf ein Lachen, das immer schon mehr ist, vieldeutig, rhythmisch, sich in einem Körper ausdehnt und über diesen hinaus geht, ein Lachen, das dauert. Eine Aneinanderreihung von Lauten. - Ähnlich baut sich diese Skulptur aus einer Vielzahl von Objekten auf, die sich wiederholen, fortsetzen, anstecken. Unabschliessbar wie das Lächeln im Hinterkopf.
Begegnen wir der Medusa im Wasser, besteht bei Körperkontakt die Gefahr sich zu verbrennen, da das Gift ihrer Nesseln uns erstarren lässt. Gleich wie die Medusa, die als Gorgonin aus der griechischen Mythologie auftaucht und deren Fluch ihr Blick auf ihr Gegenüber ist. Dieser Blick lässt alles Lebendige zu Stein erstarren und zwingt sie selbst zu einem isolierten Dasein, ohne die Möglichkeit sich verständigen zu können, ist sie gezwungen einsam zu existieren.
Die Frage nach Verständigung und Mitteilung, nach Form und Sprache, beschäftigt mich in meiner Arbeit als Künstlerin immer wieder und diese Fragen stelle ich mir auch in und mit diesem Werk „das Lachen der Medusa“.
Ich danke Hélène Cixous für ihren Text, dessen Titel ich schliesslich für meine Installation entliehen habe.
Merci Hélène Cixous!
(Ursprung: Le Rire de la Méduse et autres ironies, la revue L‘Arc, 1975